Jahreskreis-Modelle mit den Jahreskreisfesten
Das Eingebettet-Sein in die Natur und die Abhängigkeit von der Natur, zusammen mit der Entwicklung des Bewusstseins der Menschen, liess sie seit alters her den Jahresverlauf in Form von Ritualen zelebrieren.
Die Weltsicht von frühen Menschen war animistisch. Das heisst, sie gingen vermutlich davon aus, dass die Welt von beseelten Wesen bewohnt wird, auch Naturphänomene und Jahreszeiten haben Bewusstsein und Empfindungen. Für die frühen Menschen war alles eine Einheit – Mutter Erde mit der Grossen Göttin, die alle Lebensaspekte verkörpert: Leben gebend, Lebend nehmend und die ewige Verwandlung mit der Wiedergeburt hütend (Gimbutas, 2010). Die Grosse Göttin manifestierte sich auch als einzelne göttlicher Aspekt in den Jahreszeiten, in den Jahreszeitübergängen und Naturerscheinungen (Donnergott, Flussgöttin, Baumgeist). Göttinnen und Götter verkörpern kosmische Erscheinungen (Donnergott Thor, Flussgöttin, Feuergott Bel etc.).
Für viele Interessierte in Europa waren in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Jahreskreismodelle der amerikanischen Indianer, sogenannte «Medizinräder», ein erstes (Wieder-) Annähern an eine zyklische Lebensweise. Aber es begannen auch mehr Menschen in Europa die eigenen, vorchristlichen Wurzeln zu suchen. In den alteuropäischen, keltischen und germanischen Überlieferungen mit ihren Jahreskreisritualen wurden sie fündig. Verschiedene Bedürfnisse mögen dahinterstehen. Der Wunsch, dem eigenen Leben einen naturbezogenen Rhythmus zu geben; eine Erweiterung der materiellen Denkweise hin zu einer geistig-seelischen Beziehung zu allen Lebewesen zu stärken; oder, aus Sicht der Frauen, weg von der Abwertung des Weiblichen in den patriarchalen, christlichen Kirchen, hin zu einer schöpferischen, lebensbejahenden Verbindung mit allem Sein. Wir haben die Sehnsucht, uns dem Mysterium ‘Leben’ zuzuwenden, das sich durch eine mechanistische Weltsicht nicht zeigt.
Es gibt vier Sonnenfeste:
Wintersonnenwende, Jul, 21. Dezember (längste Nacht, kürzester Tag)
Sommersonnenwende, Litha 21. Juni (längster Tag, kürzeste Nacht)
Frühlingstagundnachtgleiche, Ostara, 19., 20.oder 21. März
Herbsttagundnachtgleiche, Mabon, 22. Oder 23. September
Es gibt vier Mondfeste:
1.oder 2. Februar: Lichtmess / Imbolc (Erscheinen des zunehmenden Mondes im Februar)
1. Mai: Maifest / Tag der Arbeit / Beltane (Vollmond)
1. oder 2. August: Schnitterinfest / Lammas / Lugnasad (abnehmender Mond)
1. November: Allerheiligen / Samhain / Halloween (Leer-/ Schwarzmond)